Naturbetrachtung als Empfindungs –
und Seelenübung

 

Bei meiner Forschung und schöpferischen Arbeit, in der ich nach dem Zusammenhang zwischen Signatur und Heilkraft suche, lasse ich mich leiten von den Erkenntnissen und Theorien verschiedener Autoren der Antroposophie und Medizin. 

Hervorheben möchte ich, dass ich die Fähigkeit zur eigenen praktischen Arbeit  durch die Forschungen zum „neuen Yogawillen“ angeregt wurde. Dort ist die Zielsetzung, Bezüge der Naturbeobachtung zu einem geistigen Schauen herzustellen, wobei immer die konkrete Beobachtung der Natur als Basis dient. 

In den von ihm angeleiteten Seelenübungen bleibt die Wahrnehmung in jeder Phase an der Realität überprüfbar. Sie beginnt in einer Konsolidierung, wird ergänzt mit dem Erinnern der Formen und Farben und wird mit bestimmten Fragestellungen etwa zum Lichtwirken oder zum Wesenhaften der Pflanze selbst, weiter geführt.

Die Vorgehensweise bei der eingehenden Pflanzenbetrachtung sei hier am Beispiel der Malve verdeutlicht.

 

1. Pflanzenbetrachtung

Die einjährige Pflanze hat eine starke Aufrichte-, und Wachstumskraft (Höhe bis ca. 2 m), ihr Aufbau ist geradlinig und rhythmisch gegliedert. Die Stängel, von denen oft mehrere zugleich aus einem Spross wachsen, verholzen schnell. Dennoch ist die Elastizität gegeben, die der sehr lange Stiel zu seiner Stabilität benötigt. Die Blätter entfalten sich schirmartig in hellem Grün. Auf der Blattunterseite erscheint das Grün silbrig. Die Blüte erfolgt in einer rhythmischen Abfolge entlang des Stiels von unten nach oben. Die einzelnen Blüten, die im Bereich der Blattachseln wachsen, öffnen sich nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. So präsentiert sich dem Betrachter jeden Tag aufs Neue das Aufblüh- und Abblüherlebnis. 

Vielleicht ist diese klar erkennbare zeitliche Abfolge des Wachstums der Malve einer der Gründe, weshalb Walter Pelikan die Eigenschaften dieser Pflanze als vermittelnde Kräfte benennt. Er stellt dar, dass sowohl das lebendige, vitale und bewegte Fließen, das ausstrahlende, sonnenhafte Blühen, als auch der verholzende und absterbende Prozess zu den sich ergänzenden Eigenschaften der Pflanze zählen.Im weiteren Verlauf möchte ich darstellen, wie mittels zeichnerischer und fotografischer Auseinandersetzung mit dem Hintergrund der o.g. Seelenübung eine schöpferische Beziehungsaufnahme zur Pflanze entsteht. Darüber hinaus soll die Herstellung des Pflanzenfarbstoffes anschaulich werden, der ebenfalls auf einem intensiven Wahrnehmungsprozess beruht.

Die einfache Form gleicht einem Schirm, der sich im Wachstum entfaltet.

Auf allen Bildern sind Beispiele der großen licht- und farbintensiven Blüten gut zu sehen.

Rechts unten auch die kompakte Fünfgliederung der Samenkapseln.

Hier ein Blatt im Detail.

Am Randbereich des regelmäßig gezahnten Blattes kann man Fraßspuren erkennen. Die einfache Form gleicht einem Schirm, der sich im Wachstum entfaltet.

2. Erinnern

Durch das Erinnern der Farben und Formen kommt man von der Außen – zur Innenbetrachtung; also zu einer Verinnerlichung. Die gewonnenen Eindrücke können vertieft und mit Ruhe noch einmal nachvollzogen werden.

  

3. Gedanke

Durch das Hinzunehmen eines geeigneten Gedankens wird die Beziehung zur Pflanze gleichermaßen weiter vertieft und erweitert. Dieses Element der Übung geht über den Sinnesprozess und somit über die herkömmliche Wahrnehmungs-ebene hinaus.

Folgende Gedanken wurden bei der Betrachtung der Malve hinzugenommen:

 erstens: wie wirkt das Licht an der Pflanze?

 zweitens: öffnet sich die Pflanze nach außen oder verschließt sie sich?

Bei der Fragestellung ist zu beachten, dass man sich von vorschnellen Antworten zurückhält und bei der Beobachtung verweilt.